SES: Wie funktionieren Wärmepumpen und wieso sind sie nachhaltig?
Stephan Peterhans: Wärmepumpen funktionieren wie Kühlschränke – nur umgekehrt. Sie entziehen der Umwelt Wärme, z.B. aus der Luft oder aus dem Boden, und geben sie als Heizenergie an das Haus ab. Dazu brauchen sie Strom. Wärmepumpen geben aber bis 400% mehr Energie ab als sie benötigen. Damit ist der Stromverbrauch von Wärmepumpen viel kleiner als der Energieverbrauch von fossilen Heizungen. Er beträgt nur rund einen Drittel, von Energiefresser keine Spur. Wird der Strom nachhaltig produziert, d.h. aus erneuerbaren Quellen, leisten Wärmepumpen einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen.
SES: Welche Auswirkungen hätte die Annahme des Klimaschutz-Gesetzes auf die Wärmepumpen-Branche?
Die Annahme gibt Sicherheit in mehrfacher Hinsicht. Hersteller und Lieferanten von Wärmepumpen sind sicherer bei Investitionen in Produktionsanlagen, Einstellung und Ausbildung von Personal. Das gleiche gilt für Bohrunternehmen, die Erdwärmesonden einbauen. Für Installateure, Planer:innen, Energieberater:innen oder Architekt:innen ist es ein entscheidendes Signal, dass sie in die Weiterbildung investieren müssen. Dieses Signal braucht es jetzt, nicht erst in 10 oder 20 Jahren. Die Annahme bewirkt auch, dass veraltete Gesetze, Verordnungen und Vollzugshilfen an die Entwicklungen im Wärmemarkt angepasst werden.
SES: Kann die Branche eine Steigerung der Nachfrage überhaupt stemmen, Stichwort Lieferprobleme?
Es besteht kein Lieferproblem. Hausbesitzer:innen sind gut beraten jetzt mit der Planung der Sanierung der fossilen Heizung zu beginnen. Bis die Baubewilligungen, Bewilligungen für Förderbeiträge und Absprachen mit Installateuren getätigt sind, können die Aufträge bedient werden. Die Wärmepumpen-Hersteller ermöglichten während den letzten zwei Jahren eine Steigerung des Absatzes um je 20 Prozent. Für 2023 zeichnet sich eine ähnliche Steigerung ab. Solche Steigerungsraten stellen in Industriebetrieben eine sehr grosse Leistung dar. Wir haben aber gezeigt, dass wir die Produktion bei gleicher Qualität hochfahren können.
SES: Und wie sieht es mit dem Fachkräftemangel aus?
Wir haben die Fragestellung erkannt und reagieren mit einem grossen Aus- und Weiterbildungsangebot. Es geht darum, Planer:innen und Installateure, die heute Öl- und Gasheizungen einbauen, auf Wärmepumpen umzuschulen. Weiteres Potenzial erkennt die Branche bei Kaminfegern, Feuerungskontrolleurinnen oder Tankrevisionsfirmen. Unbestritten ist, dass für diese Fachleute eine Passarellenausbildung von einem bis zwei Jahren angeboten werden muss. Mit einem Kurs von wenigen Tagen kann das erforderliche Wissen nicht vermittelt werden. Damit ist gesagt, dass Herausforderungen bei den Fachkräften bestehen, dass es aber auch Lösungsansätze gibt. Der Wandel im Wärmemarkt ist im Gange.