Montag, Juli 21

Von Patrick Wegmann, Geschäftsführer Lifetec AG

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bietet enormes Potenzial, wird in der Praxis jedoch häufig nicht voll ausgeschöpft. Ein häufiger Fehler liegt in der Umsetzung: Viele Unternehmen setzen auf eine Vielzahl von Massnahmen, um möglichst viele Bedürfnisse gleichzeitig abzudecken. Diese gut gemeinte, aber breit gestreute Vorgehensweise führt selten zu nachhaltigem Erfolg.

Zielführender sind punktuelle, fokussierte Interventionen, die einen konkreten und nachvollziehbaren Nutzen bringen. Eine klare Strategie ist zudem kosteneffizienter und lässt sich gegenüber dem Management leichter rechtfertigen – insbesondere dann, wenn der Erfolg sichtbar und messbar ist. Ein häufiger Fehler liegt in der Umsetzung: Statt auf eine durchdachte Strategie zu setzen, versuchen viele Firmen, mit einer Vielzahl von Massnahmen möglichst viele Bedürfnisse gleichzeitig abzudecken. Das wirkt gut gemeint, führt aber selten zu nachhaltigem Erfolg.  Anstatt dessen sollte man auf punktuelle, fokussierte Interventionen setzten, die konkret und nachvollziehbar Nutzen bringen. Diese Herangehensweise ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch für das Management einfacher zu kommunizieren und zu rechtfertigen – gerade, wenn der Erfolg sichtbar und messbar ist.

Besonders gut funktioniert das bei Themen wie Ergonomie, psychische Belastungen oder gesunde Ernährung. Bereits kleine Veränderungen oder kurze Schulungen können zu einem besseren Bewusstsein und langfristig zu gesünderen Verhaltensweisen führen. Statt grosser Programme mit unklarem Effekt braucht es Werkzeuge, die direkt im Alltag anwendbar sind – eine Art Gesundheits-Werkzeugkiste.

Warum breit gestreute Angebote oft scheitern
Seit Jahren investieren Unternehmen erhebliche Summen in das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Dennoch bleiben die messbaren Erfolge oft hinter den Erwartungen zurück. Woran liegt das? Ein entscheidender Faktor ist, dass viele der umgesetzten Massnahmen nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sind. Häufig wird mit breit gestreuten Massnahmen ohne klaren Fokus gearbeitet – mit begrenzter Wirkung. Viele gängige Massnahmen verfehlen ihr Ziel, weil sie nicht nachhaltig in den Arbeitsalltag integriert werden oder schlichtweg an den Bedürfnissen der Belegschaft vorbeigehen. Ein Obstkorb im Eingangsbereich mag eine

nette Geste sein, doch er ersetzt keine tiefere Auseinandersetzung mit gesunder Ernährung oder einem Essverhalten, das auf den stressigen Büroalltag abgestimmt ist. Ähnlich verhält es sich mit Fitnesskursen, die nach Feierabend angeboten werden. Solche Kurse können sinnvoll sein, doch für viele Mitarbeitende, die nach einem langen Arbeitstag Familie oder Hobbys nachgehen möchten, sind sie schlichtweg nicht praktikabel. Noch schwieriger wird es bei einmaligen Vorträgen über Gesundheitsthemen. Sie liefern zwar interessante Informationen, bleiben jedoch oft ohne nachhaltige Wirkung, da der Transfer in den Arbeitsalltag fehlt. Selbst moderne Angebote wie Online-Fitness-Abos oder Meditations-Apps entfalten wenig Wirkung, wenn keine Einführung oder Motivation durch Führungskräfte erfolgt. Und schlussendlich können anonyme Umfragen ohne nachfolgendes Feedback bei den Mitarbeitenden Frustration auslösen, da sie ihre Meinung teilen, ohne jemals zu erfahren, welche Konsequenzen daraus gezogen werden.

Gezielte Interventionen statt allgemeiner Massnahmen
Die Wurzeln dieses Problems liegen oft in einem Missverständnis darüber, was BGM tatsächlich leisten sollte. Häufig wird es als „Zusatzangebot“ oder „nettes Extra“ betrachtet, anstatt als zentraler Bestandteil einer umfassenden Unternehmensstrategie. Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Integration von BGM in die Unternehmenskultur entscheidend für dessen Erfolg ist. Es geht nicht nur um das Anbieten von Massnahmen, sondern darum, eine gesundheitsfördernde Haltung im gesamten Betrieb zu verankern. Dies erfordert jedoch Engagement auf allen Ebenen, von der Geschäftsleitung bis zu den Mitarbeitenden selbst.

Ein erfolgreiches BGM muss sich an den realen Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientieren und Massnahmen bieten, die im Arbeitsalltag praktikabel sind. Ein Beispiel dafür sind kurze, praxisnahe Schulungen, die direkt im Arbeitsalltag umgesetzt werden können. So können Mitarbeitende etwa lernen, wie sie ergonomischer arbeiten oder besser mit Stress umgehen. Diese Art von Inputs ist leicht verständlich und anwendbar. Zusätzlich sollten Angebote so gestaltet sein, dass sie tatsächlich auf die spezifischen Bedürfnisse der Belegschaft eingehen. Hierbei sind regelmässige Gespräche oft hilfreicher als anonyme Umfragen, da sie tiefere Einblicke in die Wünsche und Herausforderungen der Mitarbeitenden ermöglichen.

Führungskräfte spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie sollten nicht nur gesundheitsförderndes Verhalten vorleben, sondern auch aktiv dazu beitragen, entsprechende Massnahmen im Team zu verankern. Kleine, wiederholte Impulse, die regelmässig im Arbeitsalltag gesetzt werden, sind oft nachhaltiger als einmalige Grossveranstaltungen. Diese Ansätze zeigen, dass BGM keine universellen Lösungen erfordert, sondern eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Anpassung.

Psychische Gesundheit und wirtschaftliche Auswirkungen
Psychische Erkrankungen nehmen in der Schweiz zu. Eine Studie des Versicherers AXA zeigt, dass 2022 64 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) von psychisch bedingten Arbeitsausfällen betroffen waren. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der betroffenen KMU von 21 % auf 26 %. Psychische Erkrankungen sind somit eine der führenden Ursachen für Arbeitsausfälle in der Schweiz. * Die Abwesenheiten sind nicht nur eine Belastung für die betroffenen Mitarbeitenden, sondern auch für die Unternehmen, die mit den Auswirkungen von Fehlzeiten und verminderter Produktivität zu kämpfen haben.

Experten rechnen mit Kosten von 600 bis 1000 Franken pro Ausfalltag, womit sich 2022 die geschätzten Gesamtkosten der Schweizer Arbeitsausfälle auf 22 Milliarden Franken beliefen.** Ein bedeutender Anteil dieser volkswirtschaftlichen Kosten entfällt laut Bundesamt für Gesundheit auf psychische Erkrankungen, die jährlich mit über 7 Milliarden Franken zu Buche schlagen.*** Diese hohen Kosten verdeutlichen, wie wichtig es für Unternehmen ist, präventive Massnahmen zu ergreifen, um Fehlzeiten zu reduzieren und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern.

Praxisbeispiele erfolgreicher BGM-Massnahmen
Mit gezielten Massnahmen, die einfach umzusetzen sind und direkt im Arbeitsalltag greifen, konnten Unternehmen bereits gute Erfahrungen machen. So haben Schulungen zur Ergonomie dabei geholfen, Beschwerden zu reduzieren und Fehlzeiten zu verringern. Sensibilisierungsmassnahmen für mentale Gesundheit haben gezeigt, wie wichtig es ist, Mitarbeitende frühzeitig zu stärken, um Ausfällen vorzubeugen. Ergänzt durch alltagstaugliche Inputs zur gesunden Ernährung, die etwa in Kantinen oder bei internen Veranstaltungen vermittelt werden, lassen sich nachhaltige Veränderungen im Essverhalten fördern.

Ein besonders erfolgreiches Beispiel stammt aus einem mittelständischen Produktionsunternehmen, das in einem Pilotprojekt ergonomische Arbeitsplätze einführte. Neben der technischen Umgestaltung wurden die Mitarbeitenden in kurzen Workshops geschult, wie sie diese neuen Möglichkeiten optimal nutzen können. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Nicht nur gingen die krankheitsbedingten Fehlzeiten deutlich zurück, auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden stieg spürbar.

Ein weiteres Beispiel ist die Einführung regelmässiger Micro-Learning-Sessions zu Themen wie Stressmanagement und Kommunikation. Diese kurzen, praxisnahen Einheiten fanden direkt am Arbeitsplatz statt und wurden von den Teilnehmenden als äusserst hilfreich bewertet. Sie ermöglichten es, theoretisches Wissen unmittelbar in die Praxis umzusetzen.

BGM als strategischer Erfolgsfaktor
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist weit mehr als ein zusätzlicher Kostenfaktor – es ist eine strategische Investition in die wichtigste Ressource eines Unternehmens: die Mitarbeitenden. Unternehmen, die auf smarte und bedarfsgerechte BGM-Massnahmen setzen, profitieren von einer gesünderen Belegschaft, geringeren Fehlzeiten und einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Gleichzeitig stärken sie ihre Position als attraktiver Arbeitgeber und setzen ein klares Zeichen: Gesundheit ist kein Luxus, sondern die Grundlage für langfristigen Erfolg.

Quellen:
*KMU-Arbeitsmarktstudie: Psychisch bedingte Ausfälle | AXA
**Krankheitsbedingte Absenzen am Arbeitsplatz stiegen 2022 auf Rekordhoch | Penso
*** BAG 2025: Psychiatrische Versorgung

BGM-Quick-Check: Der erste Schritt zu gezieltem Gesundheitsmanagement

Der BGM-Quick-Check der Lifetec AG ermöglicht in rund drei Stunden eine systematische Erfassung des aktuellen Ist-Zustands im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Gemeinsam mit den BGM-Verantwortlichen werden bestehende Strukturen und gesundheitsrelevante Faktoren analysiert und konkrete Optimierungsmöglichkeiten identifiziert. Die Ergebnisse werden in einem übersichtlichen Bericht dokumentiert, der den Umsetzungsgrad der geprüften Punkte bewertet.

Dieser Quick-Check liefert eine fundierte Basis für gezielte und wirkungsorientierte Massnahmen – mit dem Ziel, die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.

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